Die aktive Chieminger Heimatpflege

Bericht über die Versetzung der Kapelle

Im Zuge des Ausbaues im Kreuzungsbereich an der Kapelle am Ortseingang, hat die Gemeinde die Versetzung der Kapelle beschlossen. Damit verbunden war auch die Fällung der alten Linde auf der Rückseite. 

Aus einem Zeitungsbericht des Traunsteiner Wochenblattes von 1955 erfahren wir, dass am Tag des Baumes am 11. April 1955, an dieser Stelle oben erwähnte Linde unter der Teilnahme der Schulkinder und des Lehrers Sengenberger neu gepflanzt wurde, da der Vorgängerbaum bei einem Sturm 1911 umgeworfen wurde und eine Neupflanzung erfolgte. 

In einem alten Foto von 1911 ist zu sehen, dass der noch ältere Baum bei einem Sturm umgestürzt ist, denn er war innen bereits so verfault, dass 3 Personen im Hohlraum Platz fanden. In diesem Zeitungsbericht wird von einer tausendjährigen Dorflinde gesprochen. Bei der Neupflanzung 1912 wurde unter dem Stamm eine Flaschenpost mit schriftlichem Inhalt deponiert, die aber bei der Auffindung nicht mehr vollständig entziffert werden konnte. So geschah es auch dann 1955, dass bei der Nachpflanzung ebenfalls eine Flaschenpost und eine Marmortafel mit der eingravierten Jahreszahl 1955 deponiert wurde, auf der zuvor 1912 zu lesen war. Zumindest sind die Inschrifttafel und die Flaschenpost gefunden worden.

Auf Grund dieser gesicherten Tatsachen ist dieser Ort ein historisch wertvoller Platz und man könnte vielleicht noch einige Spuren der Geschichte der Kapelle beim Ausgraben erfahren. Auch ist beurkundet dass neben dem Meisteranwesen, jetzt Wanger, ein hohes oder weißes Kreuz gestanden haben muss, von dem auch die dahinterliegende Flur „Weißkreuzäcker“ seinen Namen hat. 

Zum Versetzen der ganzen Kapelle sollten Stützfundamente und Eisenschienen unter dem Sockel angebracht werden. Bei den Aussparungen dazu kamen behauene Marmorsteine mit profiliertem Fries zum Vorschein, die aus römischer Herkunft zu vermuten war. Diese wurden aus dem Fundament entnommen und zur weiteren Begutachtung der Sachverständigen deponiert. Um die Abbrucharbeiten fachgerecht durchzuführen, wurde auf Anraten des Kreisheimatpflegers Soika die Archäologin Frau Krammer aus Kraimoos damit beauftragt.  

Beim Entfernen des vorgelagerten Fundamentes im Zugangsbereich und der Dachstützen, kam ein weiterer großer liegender Stein mit profilierten Friesen zum Vorschein. Die Bergung dieses Steines warf ein großes Problem auf, da er rundherum eingemauert war, wo die vorgesehene Aussparung für die 2. Schiene vorgesehen war.

Aufgrund dieser neuen Sachlage entschloss man sich, den oberen Teil über dem Fundament als Ganzes abzutrennen und zu sichern. Zuerst wurde das Holz-Schindeldach vom Zimmerermeister Konrad Kecht abgehoben und in seine Werkstatt verbracht. Dann ging man heran den Teil mit Eisenschienen zu stabilisieren und unbeschädigt, mit einem Kran beiseite zu heben.  

Der nun freigelegte Sockel konnte mit der Archäologin weiter abgetragen werden. Jetzt wurden erst die Dimensionen dieses Steines sichtbar, denn er war viel größer als vorher vermutet wurde. Beim weiteren Freilegen kam eine Aussparung als Niesche zum Vorschein. Wenn man den Stein um 90 Grad nach links dreht, kann man einen Bildstock mit lateinischen Inschriften vermuten, der inzwischen vom Steinmetzmeister Seibold freigelegt und von Fachleuten beurteilt worden ist. 

Das bedeutende Denkmal aus Untersberger Marmor wurde vermutlich von einem Bürgermeister des antiken Juvavum = Salzburg gestiftet und im Mittelalter als christlichen Bildstock ungearbeitet.  
Bei der Versetzungsaktion und der Restaurierung sei der Zimmerermeister Konrad Kecht erwähnt, der den gemauerten Teil der Kapelle geborgen hat, das Dach und die Wetterseite mit neuen handgespaltenen Lärchenschindeln neu gedeckt hat. Die Nachbarn Wolfgang Hillenbrand und Georg Hunglinger waren bei der Versetzung und Wiederherstellung der Kapelle im Einsatz. Die Archäologin Andrea Krammer, hat die Bergung des Römersteines fachmännisch begleitet. Der Malermeister Johannes Baumgartner hat die Malerarbeiten nach historischem Befund wieder farblich neu gefasst. Der Freundeskreis-Heimathaus Chieming e.V. hat die Fassadengestaltung finanziert.
Der Ortsheimatpfleger Hubert Steiner war bei der Versetzung, dem Wiederaufbau und der Restaurierung beratend beteiligt.  

Bei der Neuaufstellung der Kapelle am 15. September 2014, auf dem neuen Sockel ist wieder eine Flaschenpost mit Situationsbericht eingemauert und eine weitere unter der neuen Linde deponiert worden, um den Grund der Versetzung und die bis jetzt bekannten geschichtlichen Tatsachen enthalten sind.   

Text aus der Flaschenpost von 1955  

Im Februar 1955 hatte der Sturm die Linde, die seit 1912 den Kapellenplatz zierte, umgerissen. Die Eheleute Georg und Maria Riedl kauften in der Baumschule Ising ein Lindenbäumchen und Herr Georg Meier von Pfaffing pflanzte es am 23. April 1955,  am Tag des Baumes, in Anwesenheit der Lehrkräfte und Volksschüler hier ein. Möge es sich zu einer prächtigen Linde entwickeln und viele Jahre unseren Dorfeingang zieren!

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