Die aktive Chieminger Heimatpflege
Der Freundeskreis Heimathaus Chieming e.V. hat die Grabtafel des Priesters Joseph Gallinger restaurieren lassen, nach dem auch eine Straße in Chieming gewidmet wurde.
Die Inschrift lautet:
Ruhestätte des Hochwürdigen Wohlgebornen Herrn Joseph Gallinger,
Jubelpriester u. freiresignirter Pfarrer in Chieming
Geboren den 1. März 1801 in Wang bei Traunstein:
Zum Priester geweiht am 9. Juni 1827 wirkte er als
Missionar in der vereinigten Staaten von Amerika und Mexiko.
Nach seiner Rückkehr Pfarrer in Chieming von 1853 bis 1880.
Gestorben nach Empfang der hl. Sterbsakramente den 12. Febr. 1886
In Frieden schlummre hier die Hülle
Indeß am Throne darf sein Geist
Zu des Himmels Freudenfälle
Erhoben Gottes Liebe preist.
Gedenke dort du guter Hirte deiner treuen Heerde
Damit auch uns einst ew`ger Friede werde.
Dieses Denkmal hat errichtet die dankbare Pfarrgemeinde ihrem unvergesslichen Seelsorger.
Im Jahre 1853 bewarb sich Pfarrer Gallinger nach seiner Rückkehr als Missionar von Amerika, um das Amt eines Pfarrers in Chieming. Er erhielt es und füllte es bis 1880 aus.
Er legte ein Spendenbüchlein für die milden Gaben auf, die die Gläubigen für einen Kirchenneubau spenden sollten. Im Jahre 1866 stiftete er einen Jahrtag, fundiert mit 300 Gulden, 1880 stellte er den Antrag auf Ruhestand. Die Genehmigung wurde von König Ludwig II. unterzeichnet. Er blieb als Ruheständler weiter im Ort. Erst seinem Nachfolger Pfarrer Conrad Korntheuer gelang der Neubau der jetzigen Kirche.
Am 23. Februar 1880 vermacht der Pfarrer Gallinger dem Armenfond in Chieming, 4.100 Mark in bayerischen Obligationen zu 4 % zum Geschenk, unter der Bestimmung, dass die Hälfte des Jahreszinses dieses Kapitals zur Bezahlung des Schulgeldes für arme Kinder verwendet werde. Die ehelichen haben selbstverständlich den Vorzug, vor den unehelichen. Sollten in den zur Gemeinde Chieming nicht gehörige Ortschaften der Pfarre, namentlich in Innerlohen, arme Kinder sich finden, so haben auch diese Theil an der Wohlthat. Die andere Hälfte der Zinsen dient zur Unterstützung wahrhaft Armer.
Pfarrer Gallinger berichtet in einem Brief an das kgl. Ministerium vom schlechten Zustand der Gebäude des Pfarrhofes und bittet um eine baldige Reparatur. Nachdem er Einsicht in die Umbaupläne hatte, stellte er die dringende Bitte, dass der Keller tiefer gelegt werde, denn der Pfarrer von Chieming würde sonst den ganzen Sommer warmes Bier haben. Wenn er von weiten Krankenbesuchergang ganz ermüdet nach Hause kommt, so könne er nicht einmal einen Trunk genießbaren Bieres haben. Im Jahre 1856 berichtet Pfarrer Gallinger von römischen Weihesteinen, die er im Speicher entdeckt und entziffert hat, die aber leider verschollen sind.
Seiet bereit, denn der Menschensohn wird kommen zur Stund da ihrs nit meinet.
So steht es auf der Votivtafel von 1762, die in der Pfarrkirche hängt. Das Bild schildert uns das Unglück am Maria-Himmelfahrtstag, als auf der Rückfahrt von Maria Ising bei einem aufkommenden Sturm 2 Schiffe auf den Weitsee hinausgerissen wurden. Ein Schiff mit 27 Personen ist gesunken von denen nur 5 Personen durch die Hilfe von Franz Firg, Paulfischer und Georg Griß gerettet werden konnten. Die Überlebenden hatten sich in ihrer Todesangst zur allerseeligsten Mutter Gottes in Ising verlobt.
In einer 2. Tafel von 1832 wird ein ähnliches Unglück beschrieben, bei dem 5 Menschen zu Tode kamen. Allein einer entkam dem drohenden Verderben. Er rettete mittels Schwimmen sein Leben und überbrachte die traurige Todespost.
Aus dieser Erkenntnis und zum Andenken an die Verunglückten auf dem See wurde 1856 das Wetterkreuz errichtet. Da keine Aufzeichnungen vorhanden sind, wissen wir auch nicht wer der Stifter war. Aus den eingeschnitzten Initialen erfuhren wir, daß 1911 Engelbert Danner und 1956 Peter Wallner das Kreuz in Stand gehalten haben. Da der desolate Zustand eine Restaurierung unmöglich machte, entschlossen wir uns auf eine Erneuerung nach dem alten Vorbild. Als Relikt des alten Kreuzes übernahmen wir die Erstinschrift „1856“ in den Stamm des neuen Wetterkreuzes.
Zum Schluß möchten wir ein Vergelt`s Gott sagen dem ehrenamtlichen Erbauer, den Helfern und Spendern, Peter Wallner und dem GTEV Chiemseer, sowie dem Sägewerk Kecht, dem Spengler Josef Gschwendner und dem Maler Josef Hartmann für die kostengünstige Arbeitsleistung.
Nicht zuletzt wollen wir uns bedanken beim H.H. Pfarrer Häusl für die Maiandacht mit Weihe, beim Frauensingkreis, dem Männerchor und den Bläsern für die würdige Gestaltung der Feier und bei den Frauen vom Gartenbauverein für die Girlande.
Mögen alle die an diesem Kreuz vorüberhehen vor jeglichen Gefahren beschützt sein und an die vielen Toten erinnern, die in den Fluten umkamen.
Wiedereinsetzung der Statue des hl. Nepomuk in der Schlossmauer
Durch den Verkauf des Schlosses an einen Privatmann, wurde die seit altersher vorhandene Statue des hl. Nepomuk in der Nische der Schlossmauer mit einem vorgesetztem, schmiedeeisernen Gitter entfernt. Die schon sehr ramponierte Figur wurde ins Depot des Pfarrhofs verbracht und das Gitter zwischenzeitlich in der Hauskapelle des Schlosses eingebaut. Die Nische war im Lauf der Jahre mit Efeu überwuchert und nicht mehr sichtbar.
Den in der Erinnerung bekannten vorherigen Zustand, hat der Verein Freundeskreis Heimathaus Chieming e.V. versucht wieder herzustellen. In Absprache mit den Schlossbesitzern begann man die Nische vom Efeu zu befreien und den schadhaften Putz auszubessern. Die Ausmalung erfolgte nach historischem Befund, das Gitter wurde wieder Instand gesetzt, entrostet, neu gestrichen und wieder eingebaut.
Der desolate Zustand der Statue wurde vom Restaurator Guggenbichler wieder neu gefasst und die fehlenden Attribute, ein Kreuz und die Martyrerpalme neu hinzugefügt. Der Verein hat die aufwendige Restauratur als Beitrag zur aktiven Heimatpflege bezahlt.
Am Namenstag des hl. Nepomuk am 30. Mai 2004 wurde in einer würdigen Feier durch den Pfarrer Häusl und in musikalischer Umrahmung des Männer- und Frauenchores, und den Chieminger Bläsern, die Einweihung unter Beteiligung vieler Einheimischer, vollzogen. Der Ortsheimatpfleger Hubert Steiner übergab in seiner Ansprache, das wiederhergestellte Flurdenkmal der Öffentlichkeit.
Am Sonntag den 6. Juli 1997 wurde das neu aufgerichtete Gedenkkreuz feierlich eingeweiht. In Erinnerung an den Mord an dem Rachlbauern aus Stöttham, Matthias Schuhböck, der mit 67 Jahren, in der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober, im Jahre 1900, hier von einem Räuber überfallen und ermordet wurde.
Der Verein Freundeskreis Heimathaus Chieming e.V. hat in Absprache mit der Rachlfamilie, hier an dem selben Ort, das vom damaligen Kaminkehrermeister Auer dem Verein gestiftete Kreuz für diesen Anlass verwendet und mit einer Inschrifttafel über das Ereignis angebracht. Das ursprüngliche einfache Holzkreuz ist beim Ver-legen der Straße versetzt und später wegen Baufälligkeit entfernt worden.
Nach der Weihe durch Pfarrer Hofmann und der musikalischen Umrahmung der Feier, durch den Männerchor und den Chieminger Bläsern, wurde das erneuerte Flurdenkmal durch den Ortsheimatpfleger Hubert Steiner, mit einer Ansprache, der Öffentlichkeit übergeben.
Der Verein erfüllte somit einen satzungsgemäßen Beitrag zur aktiven Heimatpflege.
Die historischen Ortstafeln in der Gemeinde Chieming Der Freundeskreis Heimathaus Chieming e.V. hat wieder alle früheren vorhandenen Ortstafeln in der ganzen Gemeinde neu nach historischem Vorbild angefertigt oder noch erhaltenen Tafeln restaurieren lassen. Die damaligen Ortstafeln beruhen auf einer Anweisung des königlichen Staatsministerium des Inneren in München aus den Jahren 1829 – 1889. In diesen Anweisungen wurden die Gestaltung und der schriftliche Inhalt einheitlich vorgegeben. Die Form der Tafel soll ein waagrechtes Rechteck bilden und einen giebelförmigen, vorspringenden Dachvorsprung erhalten.
Die Schriftart musste in Fraktur ausgeführt werden und die Buchstaben der Ortsbezeichnung sollen mindestens 4 Zoll groß sein. Im Jahre 1833 wurde auch die Farbgestaltung festgelegt, in dem man das sogenannte „Bayerische Königsblau“ zu verwenden hatte. Sogar das Mischverhältnis zur Erhaltung dieses Farbtones wurde vorgegeben, in dem man 1 Pfund Ultramarin blau und 2 Pfund Bleiweiß vermischen musste. Die Aufschriften sind auf weißen Grund zu erfolgen.
Diese Ortstafeln sind gut sichtbar in allen Ortsteilen, an Wänden entlang von Straßen auf einer Höhe von 10 Fuß anzubringen. In Einhaltung all dieser Vorschriften hat der Verein 34 neue Tafeln angefertigt, mit den vorgegebenen Inschriften versehen und wieder in allen Ortsteilen aufgehängt.
Der Verein hat die angefallenen Kosten übernommen und somit einen Beitrag zur Heimatpflege geleistet.
Die geschichtlichen Hoftafeln an den Bauernhäusern Hoftafelübergabeveranstaltung am 5. Nov. 2010
- Bläserweise
- Grußworte des 1. Bürgermeisters Benno Graf
- Grußworte des LAG-Vorsitztenden Konrad Glück
- Bläserweise
- Begrüßung des Ortsheimatpflegers
Dank an die Gemeinde, für die Kostenübernahme mit Zuschuss durch Leader-plus
Die Aktion der Hoftafeln wurde in verschiedenen Gemeinden (z.B. Seebruck und Bergen) durchgeführt. Durch die Restkostenübernahme durch die Gemeinde Chieming, war es möglich, alle infrage kommenden 80 Höfe erfassen zu können. Alle erklärten sich bereit, ohne Ausnahme an dieser Aktion mitzumachen. Die erforderlichen Angaben konnten aus dem Häuser- u. Höfebuch von Hans Seidel entnommen werden. Ohne diesem Heimatbuch, an dem der Seidel Hans ein halbes Leben geforscht und gearbeitet hat, wäre dieses Vorhaben in dieser Form nicht möglich gewesen.In Absprache mit den jeweiligen Hofbesitzern wurden die vorgeschlagenen Angaben festgelegt.
Nach meiner Anschauung sind die wichtigsten Inhalte für jeden Hof erfasst worden, das sind:
- der Hofname
- die verschiedenen Grundherrn
- wann die erste Erwähnung in den Archiven auftaucht
- durch wen und wann der Hofname entstanden ist
- besondere Ereignisse
- die Folge der Besitzernamen
Die Hofnamen leiten sich meist von Namen, Berufen, Standorten und Herkunftsorten ab.
Der Mojer war in jedem Dorf der größte Bauer und wird bereits zur Römerzeit als Majus-Domus bezeichnet, der das Sagen hatte. Der Huber (die Hube) war ein halber Majerhof und das Lehen die nächst kleinere Hofgröße.
Die Schreibnamen entstanden erst im frühen Mittelalter nach den Berufen, oder nach deren Herkunft. Als Beispiel seien der Schuster, Wagner, Binder, Bäcker oder Müller bzw. Neuhauser, Schrobenhauser und Kötzinger angeführt. Der bewirtschaftete Grund und Boden der Bauern gehörten seit dem frühen Mittelalter einem Grundherrn. Das war entweder ein Kloster, eine Kirche, eine Hofmark oder der Adel. Landwirtschaft ist nur in einem sicheren Umfeld möglich. Ein Bauer wird nur pflügen und säen, wenn er sicher ist, dass er auch die Ernte einbringen kann. Da die Bauern in unsicheren Zeiten ihren Besitz nicht verteidigen können, waren sie bereit, einer Ordnungsmacht für die Garantie der Sicherheit eine Abgabe zu leisten. Die Ritter lebten von den Abgaben der Bauern. Dem Grundholden, der die Felder bestellt, gehört auch die Ernte, der Grundherr erhält den Zehent. Ab den Jahren 800 treten kirchliche Institutionen als Grundherrn auf. Der Ortspfarrer erhielt schon bei der Gründung der Pfarrei als Existenzgrundlage „Grunduntertanen“ verliehen. Er lebte vom Ertrag seines eigenen Bauernhofes „Pfarrwidum“und den Abgaben seiner Grund- holden. (Herkunft des Namens Wimmer – von Widmer und des Kirmers, vom Kirchmayer.) Grundherren wie die Klöster konnten Großprojekte finanzieren, wie der Bau von Mühlen mit Kanälen und Schleusen oder größere Rodungen in schwierigem Gelände. Eine Bauerfamilie wäre dazu nicht in der Lage gewesen, da sie mit der Beschaffung des Lebensunterhaltes vollbeschäftigt waren. Familien sicherten ihren Lebensabend und das Wohlergehen im Jenseits, durch Schenkung ihres Besitzes an ein Kloster oder eine Kirche. Dadurch vermehrte sich der Besitz der Kirchen und Klöster laufend. Die verschiedenen Grundherrn der Chieminger Bauern.
Klöster:
- Frauenchiemsee 8
- Herrenchiemsee 5
- Baumburg 24
- Seeon 2
- Raitenhaslach 1
- St. Peter Salzburg 2
Dom:
- zu Salzburg 3
Kirchen:
- Chieming (Maria-Himmelfahrt) 7
- Chieming (St. Peter) 1
- Stöttham 1
- Grabenstätt 1
- Vachendorf 1
- Haslach 2
- Traunstein (St. Oswald) 1
- Trostberg 1
Adelige:
- Graf Törring 10
Hofmarken:
- Chieming 24
- Winkl 2
- Hartmannsberg 1
Insgesamt sind 19 verschiedene Grundherrn auf den 80 Hoftafeln vermerkt.
Die Auflösung der Grundherrschaften begann nach der Säkularisation im Jahre 1803, bei der alle kirchlichen und klösterlichen Besitzungen vom bayerischen Staat enteignet wurden. Nur das Eigentum der Ortskirchen und des Adels blieb erhalten. Nun konnten die bis dahin abgabepflichtigen bewirtschafteten Höfe, mit einer festgelegten Ablösungssumme als Eigen-tum erworben werden. Die Naturalabgaben wurden in Geldabgaben umgewandelt.
Zitat von Friedrich Nietsche:
„Wer seine Wurzeln nicht kennt, ist blind für die Zukunft.“
Mein Motto stammt vom Kiem-Pauli:
„Das Alte wollen wir erhalten,
dem Neuen wollen wir uns nicht verschließen,
aber das Herz darfs nicht kosten.“
Die Angaben auf den Tafeln aus den Hofgeschichten vorgeschlagen und gestaltet von Hubert Steiner, Ortsheimatpfleger u. Vorstand des Freundeskreis-Heimathaus Chieming.
Bericht über die Versetzung der Kapelle
Im Zuge des Ausbaues im Kreuzungsbereich an der Kapelle am Ortseingang, hat die Gemeinde die Versetzung der Kapelle beschlossen. Damit verbunden war auch die Fällung der alten Linde auf der Rückseite.
Aus einem Zeitungsbericht des Traunsteiner Wochenblattes von 1955 erfahren wir, dass am Tag des Baumes am 11. April 1955, an dieser Stelle oben erwähnte Linde unter der Teilnahme der Schulkinder und des Lehrers Sengenberger neu gepflanzt wurde, da der Vorgängerbaum bei einem Sturm 1911 umgeworfen wurde und eine Neupflanzung erfolgte.
In einem alten Foto von 1911 ist zu sehen, dass der noch ältere Baum bei einem Sturm umgestürzt ist, denn er war innen bereits so verfault, dass 3 Personen im Hohlraum Platz fanden. In diesem Zeitungsbericht wird von einer tausendjährigen Dorflinde gesprochen. Bei der Neupflanzung 1912 wurde unter dem Stamm eine Flaschenpost mit schriftlichem Inhalt deponiert, die aber bei der Auffindung nicht mehr vollständig entziffert werden konnte. So geschah es auch dann 1955, dass bei der Nachpflanzung ebenfalls eine Flaschenpost und eine Marmortafel mit der eingravierten Jahreszahl 1955 deponiert wurde, auf der zuvor 1912 zu lesen war. Zumindest sind die Inschrifttafel und die Flaschenpost gefunden worden.
Auf Grund dieser gesicherten Tatsachen ist dieser Ort ein historisch wertvoller Platz und man könnte vielleicht noch einige Spuren der Geschichte der Kapelle beim Ausgraben erfahren. Auch ist beurkundet dass neben dem Meisteranwesen, jetzt Wanger, ein hohes oder weißes Kreuz gestanden haben muss, von dem auch die dahinterliegende Flur „Weißkreuzäcker“ seinen Namen hat.
Zum Versetzen der ganzen Kapelle sollten Stützfundamente und Eisenschienen unter dem Sockel angebracht werden. Bei den Aussparungen dazu kamen behauene Marmorsteine mit profiliertem Fries zum Vorschein, die aus römischer Herkunft zu vermuten war. Diese wurden aus dem Fundament entnommen und zur weiteren Begutachtung der Sachverständigen deponiert. Um die Abbrucharbeiten fachgerecht durchzuführen, wurde auf Anraten des Kreisheimatpflegers Soika die Archäologin Frau Krammer aus Kraimoos damit beauftragt.
Beim Entfernen des vorgelagerten Fundamentes im Zugangsbereich und der Dachstützen, kam ein weiterer großer liegender Stein mit profilierten Friesen zum Vorschein. Die Bergung dieses Steines warf ein großes Problem auf, da er rundherum eingemauert war, wo die vorgesehene Aussparung für die 2. Schiene vorgesehen war.
Aufgrund dieser neuen Sachlage entschloss man sich, den oberen Teil über dem Fundament als Ganzes abzutrennen und zu sichern. Zuerst wurde das Holz-Schindeldach vom Zimmerermeister Konrad Kecht abgehoben und in seine Werkstatt verbracht. Dann ging man heran den Teil mit Eisenschienen zu stabilisieren und unbeschädigt, mit einem Kran beiseite zu heben.
Der nun freigelegte Sockel konnte mit der Archäologin weiter abgetragen werden. Jetzt wurden erst die Dimensionen dieses Steines sichtbar, denn er war viel größer als vorher vermutet wurde. Beim weiteren Freilegen kam eine Aussparung als Niesche zum Vorschein. Wenn man den Stein um 90 Grad nach links dreht, kann man einen Bildstock mit lateinischen Inschriften vermuten, der inzwischen vom Steinmetzmeister Seibold freigelegt und von Fachleuten beurteilt worden ist.
Das bedeutende Denkmal aus Untersberger Marmor wurde vermutlich von einem Bürgermeister des antiken Juvavum = Salzburg gestiftet und im Mittelalter als christlichen Bildstock ungearbeitet.
Bei der Versetzungsaktion und der Restaurierung sei der Zimmerermeister Konrad Kecht erwähnt, der den gemauerten Teil der Kapelle geborgen hat, das Dach und die Wetterseite mit neuen handgespaltenen Lärchenschindeln neu gedeckt hat. Die Nachbarn Wolfgang Hillenbrand und Georg Hunglinger waren bei der Versetzung und Wiederherstellung der Kapelle im Einsatz. Die Archäologin Andrea Krammer, hat die Bergung des Römersteines fachmännisch begleitet. Der Malermeister Johannes Baumgartner hat die Malerarbeiten nach historischem Befund wieder farblich neu gefasst. Der Freundeskreis-Heimathaus Chieming e.V. hat die Fassadengestaltung finanziert.
Der Ortsheimatpfleger Hubert Steiner war bei der Versetzung, dem Wiederaufbau und der Restaurierung beratend beteiligt.
Bei der Neuaufstellung der Kapelle am 15. September 2014, auf dem neuen Sockel ist wieder eine Flaschenpost mit Situationsbericht eingemauert und eine weitere unter der neuen Linde deponiert worden, um den Grund der Versetzung und die bis jetzt bekannten geschichtlichen Tatsachen enthalten sind.
Text aus der Flaschenpost von 1955
Im Februar 1955 hatte der Sturm die Linde, die seit 1912 den Kapellenplatz zierte, umgerissen. Die Eheleute Georg und Maria Riedl kauften in der Baumschule Ising ein Lindenbäumchen und Herr Georg Meier von Pfaffing pflanzte es am 23. April 1955, am Tag des Baumes, in Anwesenheit der Lehrkräfte und Volksschüler hier ein. Möge es sich zu einer prächtigen Linde entwickeln und viele Jahre unseren Dorfeingang zieren!
Grabstein des hochwürdigen Pfarrers Korntheuer
An der nördlichen Kirchenmauer, neben dem Kriegerdenkmal ist der Grabstein des Pfarrers Korntheuer zu sehen. In Anbetracht seiner Verdienste für die Gemeinde Chieming, hat der Freundeskreis Heimathaus Chieming, diese Tafel, zum 125 jährigen Kirchenjubiläum restaurieren lassen. Seine Lebensdaten und seine Verdienste sind hier angegeben.
Korntheuer ist am 30.9.1831 in Unterstein bei Berchtesgaden geboren worden. Die Priesterweihe erfolgte am 29.6. 1858 und am 30.7.1858 wurde er Koadjutor in Lafering-Taufkirchen bei Kraiburg/Inn. Ab 1.8.1861 war er Koadjutor in Petting und am 10.7.1865 kam er auf die 2. Kooperatorstelle in Aibling. Zum 30.12.1870 trat er die Kuratiestelle in Tattenhausen an und am 27.11.1873 folgte die Pfarrstelle in Sachsenkam. Die Investitur auf die Pfarrei Chieming war am 5.5.1880. Pfarrer Korntheuer war 1911 erzbischöflich Geistlicher Rat, freiresignierender Dekan des Kapitels Traunstein und Ehrenkreuzträger des Ludwigordens. Als Todestag wird der 16. 3. 1912, im 81. Lebensjahr und im 54 Jahre seines Priestertums angegeben.
Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit hat er in seiner Amtszeit den Kirchenneubau veranlasst und auch vollendet. Sein wohl größter Verdienst für die Geschichte von Chieming ist die Erhaltung der 3 römischen Weihesteine, die er beim Abbruch der gotischen Vorgängerkirche entdeckt hat und in den jetzigen Kirchenbau einmauern ließ, wodurch uns diese erhalten blieben. Diese Steine sind die wichtigsten Zeugnisse aus der römischen Besiedlung von Chieming.
Durch sein Kunstverständnis wurde er zum Gründungsmitglied des „Historischen Vereines für den Chiemgau zu Traunstein“ im Jahre 1890. Auch in Chieming war er archäologisch beteiligt, beim Freilegen der bayuwarischen Gräber unter der alten Schule und unter der damals erbauten Dannerschen Handlung in den 1880 er Jahren. Seine private antike Sammlung, für die er auch eine „Villa Rustica“ bei Eglsee erforscht hat, wurde nach seinem Tod von der Pfarrerköchin als „Heidenzeug“, weil die Funde aus einer vorchristlichen Zeit stammten, in den Chiemsee versenkt.
Für die wirtschaftliche Entwicklung wurde auf seine Veranlassung die Chieminger „Spar- u. Darlehenskasse“ als Genossenschaft mit Warenvermittlung gegründet. Auch setzte er sich für die Gründung der „Freiwilligen Feuerwehr“ ein.